Driesch # 20: Erholung PDF Drucken E-Mail
thumb_dreisch20-cover_Driesch Ausgabe # 20, Dezember 2014: Erholung + Dossier Samuel Beckett / rest, recovery, recreation + dossier Samuel Beckett
 

Erscheint Mitte Dezember 2014 / appears middle of December 2014

 

 

 

 

 

 

Das vierte Heft des fünften Jahrgangs 2014:

 

Inhaltsverzeichnis

 

preface (Heide Breuer)

Althea Müller: Die eigene Wäsche .

Barbara Keller: Loslassen

Susanne Mathies: Der Zuteiler

Helga Cmelka: Baumäste; Fotografie

Joanna Lisiak: Hier leben / Sie gibt sich leicht / So leben; Gedichte

René Oberholzer: Eigentor / Abtauchen / Die Bühne; Gedichte

Karlheinz Pichler: der umzug; Gedicht

Ernst Kilian: Prelude to the Grand Shabbat; Gedicht

Birgit Rivero: Gedichte

Reinhard Nadrchal: Fotografie

Isabel M. Ortega Rion: Gedichte aus Medusa

Andrea Farthofer: Freilich, ein Sommer; Gedicht / Andenken / Sommer, das hieße

Ilona Daniela Weigel: Diese Tür; Gedicht

Suse Schröder: In deiner Sommerlaube / Kalendarium / WiedErholungstraumata / o. T.; Gedichte

Michael Gärtner: Ein Kinderhandschuh, Weinblätter im blauen Becher, Prosapoem

Waltraud Zechmeister: Fotografie

Lydia Haider: Die neue Couch

Jan Decker: Seume. Ein Anfang

Desislava Unger: Grafik

Gerrit Reinmüller: Keine Gutenachtgeschichte

Heide Breuer: Die Trompeten von Niemandsland

Nicole Mahal: Wilde Tiere

Robert Svoboda: Objekt

essai

Ria Airam: Heuschrecken und Tauben

Wolfgang Straßnig: Vom musikalischen Denken – Victor Zuckerkandl

Haimo L. Handl: Zuckerkand, Anders & Co.

Reinhard Nadrchal: Fotografie

Helga Cmelka: Fotografie

Dossier Samuel Beckett

Haimo L. Handl: Beckett nur modern

Günther Anders: Sein ohne Zeit. Zu Becketts Stück »En attendant Godot«

Desislava Unger: Grafik

Klaus Ebner: Literarische Wiederverwertung bei Beckett

Robert Svoboda: Objekt

Klaus Ebner: Auf der Suche nach der verlorenen Sprache. Gedanken zu Samuel Beckett

Bernhard Schwarzwald: Grafik

recensions

Wolfgang Florey: Juden & Nichtjuden. Sammelrezension zu Yascha Mounk, Shlomo Sand und Vincent Descombes

Reinhard Nadrchal: Fotografie

Gustav Schwedinger: Tiroler Musik, Führer & Reich. (Kurt Drexel)

Reinhard Nadrchal: Fotografie

Hahnrei Wolf Käfer: Gegen Intoleranz und Hass. (Ilse Tielsch)

Hahnrei Wolf Käfer: Genaue Ungenauigkeit: Thomas Ballhausen, In dunklen Gegenden

Luigi La Speranza: Oberons Kinder: Elfe, Nymphe; Gemälde

Franz Blaha: Der Reigen – revisited

Gabriele Folz-Friedl: Ruhmstraßen (Beppo Beyerl & Manfred Chobot)

Wilhelm Schramm: Grafik

Haimo L. Handl: Die Launen der Poesie (Harald Hartung)

Wilhelm Schramm: Grafik

Haimo L. Handl: Zur Poetik der Übersetzung (Marie Luise Knott &  Georg Witte)

Haimo L. Handl: Das Jetzt der Lektüre (Felix Christen)

postface

Frederike Aiello: Driesch; Fotografie

Biografien

 

 

preface

 

Wie vielfältig individuelle Vorstellungen des Begriffes Erholung sind, lässt sich aus dem breit aufgefächerten Spektrum der Beiträge ablesen, die uns zu dieser Ausgabe geschickt wurden. Ob es nun Erholung im klassischen Sinne ist, Regeneration oder Rekreation, ob es sich um Ruhepausen dreht oder um eine Auszeit in einer Beziehung von oder miteinander, ob es Flucht vor Erholung als Verweigerung im touristischen Bereich ist, der als Wirtschaftszweig den Menschen nicht als Individuum, sondern als Faktor im neoliberalen Gedankengut sieht, oder ob es sich um assoziative Gedankenbilder in der Lyrik dreht, ist es erstaunlich und erfreulich zugleich, welche gedankliche Vielfalt zum Gelingen dieses Heftes beigetragen hat.

Sehnsuchtsorte und Zwangsaufenthalte, Reisen in ferne Länder und zum eigenen Ich sind fiktive Ansatzpunkte. So ist auch die Gestalt der Texte höchst unterschiedlich – sie reicht von der Satire bis zu eindringlicher Schilderung, von berührender Lyrik bis zum methodisch komponierten Aufsatz.

Dass ein Entzugsaufenthalt Erholung vom Ich sein kann, führt uns Altea Müller vor. Mit Jan Decker erwandern wir auf Seumes Spuren einen weiten Raum der Reflexionen über Bewegung, nicht nur durch Landschaften, sondern auch durch die Sprache. In Lydia Haiders Erzählung gleitet eine ausgelassene Feier in eine böse Erinnerung ab. Aauch andere Prosatexte hinterfragen Erwartungen, die dem Begriff „Erholung“ zugrunde liegen.

René Oberholzer und Ernst Kilian lassen in ihrer Lyrik die satirische Seite anklingen und bringen den Aspekt des Humors ein. Isabel Ortega Rions eindringliche Gedichte sind behutsam von Klaus Ebner aus dem Katalanischen übersetzt, und viele andere lyrische Beiträge nehmen sich des Themas an. Sie alle berühren in ihrer individuellen Sprache.

Der bildnerische Aspekt dieses Heftes besticht durch fotografische Arbeiten von Helga Cmelka, Robert Swoboda, Reinhard Nadrchal und Waltraud Zechmeister neben den grafischen Darstellungen von Desislava Unger und Bernhard Schwarzwald.

Der Bereich Essai bringt einige interessante Beiträge. Im Artikel Heuschrecken und Tauben reflektiert die Autorin Ria Airam über Bohumil Hrabals Textpassagen, die sie in eine Erzählung einflicht und derart beleuchtet. Wolfgang Straßnig und Haimo Handl setzen sich mit der musiktheoretischen Arbeit Viktor Zuckerkandls auseinander.

 Im Dossier sind interessante Beiträge zu Samuel Beckett zusammengefasst. Einer Abhandlung Günter Anders zu diesem Thema stehen zwei Arbeiten des Schriftstellers und Übersetzers Klaus Ebner gegenüber, der Becketts Werke im Sinne der Wiederverwertung beleuchtet, und sich in einem anderen Aufsatz über den Einfluss verschiedener Sprachen und Kulturkreise auf Becketts literarischen Sprachduktus äußert.

In den Buchrezensionen werden wieder interessante Neuerscheinungen vorgestellt.

Einen großen Dank möchte ich allen AutorInnen und bildnerisch Gestaltenden aussprechen, die zur Güte dieses Heftes beigetragen haben.

Heide Breuer

 


postface

 

Mit der Ausgabe # 20 beschließen wir nicht nur den fünften Jahrgang 2014, sondern die Zeitschrift. Nach reiflichen Überlegungen, vielen Diskussionen und Abwägungen haben wir uns entschlossen, die Zeitschrift einzustellen. Es scheint uns angebracht, so einen Schritt jetzt zu setzen, wenn die Qualität noch hoch ist, der literarische Erfolg noch ungebrochen, die Anerkenntnis breit und tief.

 

Es sind die simplen und profanen Gründe, die uns dazu zwingen:

1) Ökonomie, 2) Stoff, 3) Redaktion

 

ad 1)

Es war uns nicht möglich, die Abonnentenzahl wesentlich zu erhöhen. Die Einzelverkäufe halten sich leider in engen Grenzen. Die staatliche Förderung ist so gering, dass auch bei extremer Selbstausbeutung eine verantwortliche Arbeit über Dauer nicht gewährleistet werden kann.

Klar gibt es keinen Rechtsanspruch auf Förderungen. Und wir sind jenen Periodika, die nicht nur das Zehnfache, sondern Zwanzigfache dessen erhalten, womit wir auskommen müssen, auch nicht neidisch. Gut, dass wenigstens einige Zeitschriften ausreichende Zuwendungen erhalten. Aber die Unterschiede stellen doch eine Art von Wettbewerbsnachteil dar: Periodika, die in zwei Doppelnummern um die Hälfte weniger publizieren als wir, dabei aber x-fach höher dotiert sind, haben ein Budget, das es gestattet, ein Büro zu unterhalten bzw. Redakteure zu entgelten. Wir würden auch weiter ohne Bezahlung weiterarbeiten, aber viele Autoren bleiben uns verschlossen, viele erreichen wir nicht, weil wir keine Werbung schalten können...

Wir konnten auch das Außenamt (Außenministerium, seit 2014 BMEIA, Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres), das auch die Österreich-Bibliotheken unterhält, nicht davon überzeugen, Abonnements für diese Bibliotheken zu ordern. In einem Schreiben betonte der Sektionschef, Botschafter Dr. Eichtinger, dass wir nicht die „Zielgruppenkriterien“ erfüllten, weil wir zu viele Übersetzungen publizierten. Das schrieb der Diplomat, der in der Zeitschrift LICHTUNGEN, einer vom Land Steiermark herausgegebenen, wohldotierten, guten Zeitschrift zum Thema „Moldavien“ just die Wichtigkeit von Übersetzungen betonte. Für die Österreich-Bibliotheken reklamierte er andere Zielgruppenkriterien, wiewohl es keine namhafte Literaturzeitschrift in Österreich gibt, die auf ausländische Autoren verzichtet; dass wir die fremdsprachigen Beiträge auch in der Originalversion drucken, scheint eher abträglich zu sein (während die LICHTUNGEN als eine der ganz wenigen Zeitschriften, wie wir, auch fremdsprachige Originalversionen druckt).

Es ist schwierig, auf die Ignoranz oder Ablehnung einzugehen, ohne den Eindruck des Jammerns zu erwecken. Klage und Jammern liegen uns aber fern. Dennoch fordert die ausbleibende Wertschätzung der öffentlichen Hand bzw. wichtiger Kultureinrichtungen zur Reaktion. Die pragmatische Antwort ist die Einstellung der Zeitschrift.

 

ad 2)

Die geschilderte Finanzlage macht es immer schwieriger, genügend Beiträge zu lukrieren, die unseren Qualitätsvorstellungen entsprechen. Wir wollen uns aber auf keinen Fall der weitverbreiteten Unverbindlichkeit anpassen bzw. „Füllmaterial“ publizieren.

 

ad 3)

Bedingt durch die diese geringe Budgetierung muss nicht nur die Redaktionsarbeit gratis geleistet werden, sondern auch die Administration. Lediglich der Druck wird auswärts vergeben. Der Rest wird intern unternommen, was eine enorme zeitliche Belastung darstellt, die über Dauer nicht so einfach hingenommen werden kann.

 

Neben diesen drei Kriterien gibt es aber auch das Problem der kulturellen Ignoranz. Wir erhalten einerseits enorm viele Zuschriften und lobende Worte für unsere Arbeit. Aber es war und ist uns nicht möglich, in den Massenmedien den Widerhall zu finden, den jede Kulturarbeit, die nicht isoliert in einem Ghetto ihr Dasein fristen will, braucht. Die freie Presse ist auch frei für ihre Ignoranz, ihr Übersehen, ihre präferierte Ausrichtung. Wir könnten Inserate schalten oder die Gelder zahlen, die es braucht, dass doch eine Rezension erscheint. Aber uns fehlen die Mittel für Medienauftritte, für aktives Netzwerken, für Messebeteiligungen und dergleichen. Und offensichtlich scheren sich die aufmerksamen Journalisten und Literaturexperten keinen Deut, was es irgendwo doch gibt, wenn man es ihnen nicht mediengerecht, am Besten noch „unterfüttert“, darreicht. Es ist müßig, sich darüber aufzuregen. So ist unser System. Und viele leben ja sehr gut damit.

Qualität ist nicht das primäre Beurteilungskriterium. Das gilt in fast allen Bereichen, sei es Wissenschaft, Bildung oder Wirtschaft. In der Kultur gilt das ganz besonders. Wir waren nicht in der Lage, genügend Interessierte in jener Weise zu aktivieren, die über Zusendungen von Autorinnen oder Käufe von Abonnements hinausreichend die öffentliche Wahrnehmung und Reaktion in für uns vorteilhafter Art gestaltet. Der Kreis ist zwar fein, aber eben zu klein. Dem ist Rechnung zu tragen. Und das machen wir jetzt.

 

Es war ein Versuch. Aus dem Nichts schufen wir eine Zeitschrift, die während fünf Jahren pünktlich erschien, und das in einem Umfang und einer Qualität, die sich sehen lassen können, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Immerhin etwas.

 

Wir danken allen Lesern, besonders den Abonnenten, allen Autorinnen und Autoren, den Künstlerinnen und Künstlern, und, nicht zu vergessen, den Übersetzerinnen und Übersetzern für ihre wertvolle Arbeit, für ihr Mitwirken.

 

Wir danken auch dem Unterrichtsministerium bzw. dem Bundeskanzleramt für die Förderung. Jeder Euro gilt. Wir danken dem Land Niederösterreich, das über Jahre ein Gruppenabonnement für niederösterreichische Bibliotheken bezog. Das half doch.

 

Der Verlag bleibt bestehen, die Buchproduktionen gehen weiter, auch in Form unserer REIHE. Heuer haben wir neben den vier Zeitschriftenausgaben zwei REIHEN-Titel publiziert und neun Bücher. Die meisten dankenswerterweise mit einer Druckkostenförderung des Landes Niederösterreich, die polnisch/deutschen mit Förderungen der Polnischen Botschaft in Wien. Das werden wir fortsetzen.

 

In diesem Sinne nehmen wir einerseits Abschied, andererseits hoffen wir auf weiteren Kontakt mit unseren Verlagsprodukten und –aktivitäten.

Haimo L. Handl

 


 

Autorinnen & Autoren dieser Ausgabe

 

Frederike Aiello, * 1958, lebt in Hard/Vbg. als freie Fotografin, absolvierte im Juni 2011 die Meisterprüfungund ist Mitglied der österreichischen Berufsfotografen. http://frederikeaiello.com

Ria Airam wurde in Korneuburg, Niederösterreich, als drittes von sechs Kindern einer kleinbäuerlichen Familie geboren. Sie studierte an der Universität Wien Slawistik und ein paar Semester Germanistik. Nach der Wende verbrachte sie viele Jahre als Hochschullehrerin und Geschäftsführerin einer Bildungsagentur in Prag und erwarb profunde Kenntnisse der Landesverhältnisse. Seit der Jahrtausendwende wirkt sie als Übersetzerin, Autorin und Journalistin in Oberfranken.

 

Günther Anders (12.7.1902-17.12.1992, eigentlich Günther Siegmund Stern), österreichischer Schriftsteller und Philosoph.

 

Franz Blaha, * 1945 in Wien. Lyrik in Wiener Mundart, Schriftsprache und Englisch, Kurzprosa. Veröffentlichungen in diversen Anthologien, langjährige Leitung der Schreibwerkstätte einer Straßenzeitung, Gerichtskiebitz für diese Zeitung, pedantes Korrekturlesen, Buchlektorate und -rezensionen, neuerdings redaktionelle Mitarbeit bei der Zeitschrift Driesch.

 

Heide Breuer,  * 1942 in Baden/NÖ, Lehrerin, Keramikerin und Schriftstellerin. Jüngste Veröffentlichung: Die Türme von Indigo. Weimar 2006. Der neue Roman "Die Zwillinge von Van" ist bei Driesch im Herbst 2014 erschienen. www.heide-breuer.com

 

Helga Cmelka, * 1952 in Mödling/NÖ; lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in NÖ und Wien. Mitglied des Wiener Künstlerhauses und der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung. Einladung zu internat. Symposien u.a. nach Finnland,  Deutschland, Ungarn, Slovenien, Japan und Korea. Beteiligungen an Grafik-Biennalen und Triennalen. Arbeitet in den Bereichen Malerei, Grafik, Objektkunst. Installationen im öffentlichen Raum - Kunst in der Landschaft.

 

Jan Decker, * 1977 in Kassel, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er schrieb Theaterstücke mit Uraufführungen am Staatstheater Nürnberg und dem Theater Vorpommern sowie zahlreiche Hörspiele und Features, zuletzt „Jaco Pastorius’ Gang durch den Schnee von Rheidt nach Havona“ (Deutschlandradio Kultur 2011) und „Welspaprikas“ (SWR 2012). 2012 Spreewald-Literatur-Stipendium und Literaturpreis Prenzlauer Berg. Sein Buch „Eckermann“ erschien im selben Jahr mit Zeichnungen von Kay Voigtmann in der Edition Ornament. Er lebt als freier Autor in Leipzig, und schreibt gerade an neuen Hörspielen und Features für verschiedene Sendeanstalten sowie einem Hörspiel-Lehrbuch für den Schulunterricht. www.decker-jan.de

 

Klaus Ebner, * 1964 in Wien. Studium der Romanischen und Deutschen Philologie. Autor von erzählender Prosa, Essays und Lyrik. Wiener Werkstattpreis 2007. Jüngste Buchpublikationen: Ohne Gummi; Prosa, Arovell Verlag, Gosau 2013, Andorranische Impressionen; Essay. Wieser Verlag, Klagenfurt 2011, www.klausebner.eu/

 

Andrea Farthofer, freiberufliche Übersetzerin und Autorin, lebt und arbeitet nach Studien- und Auslandsaufenthalten in den USA und in Großbritannien und einer einjährigen Auszeit und Weltreise im Jahr 2008 wieder in ihrer Heimatstadt Wien. Seit 2010 Besuch diverser Lyrikseminare im In- und Ausland. Publikationen in Zeitschriften und Magazinen. Buchpublikationen, u.a.: Genussvoll um die Welt. Ein Reisekochbuch für alle Sinne. Styria, Wien 2009; 111 Gründe, Wien zu lieben (gemeinsam mit Max Ferner). Schwarzkopf, Berlin 2013. www.facettenreich.at

 

Wolfgang Florey, Mag., *1945 in Salzburg, studierte am Salzburger Mozarteum (bei Prof. Georg Weigl), der Wiener Musikakademie und der Hamburger Musikhochschule (bei Prof. Wilfried Boettcher) Violoncello. Wurde 1983 musikalischer Leiter des neugegründeten Ensembles der Ruhrfestspiele Recklinghausen, dem er bis 1991 verbunden blieb. Insgesamt schrieb er etwa 80 Bühnenmusiken für die verschiedensten deutschsprachigen Bühnen und Musik für mehr als 40 Hörspielproduktionen. Daneben entstanden eine Reihe von Liedern, Kammermusiken, Orchesterwerken und Werken für's Musiktheater.  www.florey.de

 

Gabriele Folz-Friedl,  *1952 in Stuttgart, aufgewachsen in Köln und Friedrichshafen am Bodensee. Besuch der Akademie der bildenden Künste Stuttgart; zeitweise in Sozialberufen tätig. Ausstellungen in Deutschland, Österreich und der  Schweiz; seit 1986 Mitglied des Künstlerbundes März, Linz. Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in Anthologien; der Roman "Der Eisheilige" erschien im Frühjahr 2013 bei Driesch.

 

Michael Gärtner,* 1960, arbeitet als Therapeut in eigener Praxis und lebt mit seiner Familie in Hohenwestedt im Kreis Rendsburg-Eckernförde.

 

Lydia Haider, * 1985 in Steyr, Studium der Germanistik und Philosophie in Wien, zwei Kinder, aktuell Arbeit an der Dissertation Rhythmische Subversion in Texten Thomas Bernhards und Ernst Jandls; Rezensentin für das Literaturhaus Wien; Longlist zum Soundout!Award Berlin mit der Performance zum Roman Kongregation. 3 Gottes*arten, Veröffentlichungen in Die Rampe und Entwürfe.

 

Haimo L. Handl, Dr., * 1948 in Vorarlberg, lebt in Wien und im Weinviertel. Freiberuflicher Erwachsenenbildner, Publizist, Verleger. Studierte in Österreich und den USA, war zwei Jahrzehnte Universitätslektor für Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft. Redakteur bei kultur-online.net, gab für 10 Jahre das Online-Magazin ZITIG heraus; Geschäftsführer von GLEICHGEWICHT und DRIESCH Verlag. Mitglied des Literaturkreises PODIUM und der Grazer Autorenversammlung. www.handl.net

 

Hahnrei Wolf Käfer, aus dem guten Musiker-Jahrgang 1948, tingelte nach längerer Lehrtätigkeit in Japan zigeunerswingend (wenn man das heute noch so sagen darf) mit 'Adula and friends' in Europa herum. Freischaffender Schriftsteller, Vorstandsmitglied der IG Autorinnen Autoren, mehrer Bücher, zumeist Lyrikzyklen. Zuletzt 'Sicher kein Wunder - Senryus von einem, der Vater wurde' und '52 Wochen und ein Tag' Haiku- und Metahaiku Kunstmappe mit der Bildschöpferin Yoly Maurer. Ab September 2014 gibt es wieder das tägliche Kyoka auf www.hwkaefer.jimdo.com

 

Barbara Keller, * 1944 und lebt in Wien. Bis zu ihrer Pensionierung war Sie Lehrerin, schreibt seither mit Begeisterung.

 

Ernst Kilian, Dr., * 1945 in Obdach. Studium der Germanistik und Anglistik. Lebt in Wien und Graz. Literarische und journalistische Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Mitarbeit an mehreren Buchpublikationen.

 

Luigi La Speranza, Mag., * 1962 in Wien. Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien bei Prof. Hausner und Brauer. Seit 1993 eigenes Atelier. www.lasperanza.com

 

Joanna Lisiak, *  in Polen, seit 1981 in der Schweiz, lebt in Nürensdorf/ZH. Zahlreiche Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa (Bücher, Beiträge in Anthologien und Zeitschriften; Filmdrehbücher, Hörspiele. Mitglied verschiedener Berufsorganisationen, u. a. des PEN und ZSV - Zürcher SchriftstellerInnenVerbandes.

 

Nicole Mahal, * 1968 in Wien, Studium der Germanistik und Vergleichenden Literaturwissenschaften, Veröffentlichung von Kurzgeschichten in Literaturzeitschriften, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Autorinnen, Mitbegründerin des Labels violettsays. Buchveröffentlichung: "Ein Flügelschlag", Kurzgeschichten, Arovell Verlag 2011 www.violettsays.at

 

Susanne Mathies, * 1953 in Hamburg, studierte zuerst Betriebswirtschaft, dann Philosophie und lebt jetzt als Unternehmensberaterin in Zürich. Sie schreibt auf Deutsch und Englisch und hat bisher Gedichte und psychologische Kurzgeschichten in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Im Juni 2012 erschien ihr Krimi „Taubenblut in Oerlikon“ im orte-Verlag.

 

Althea Karoline Müller ,B.A. * 1980 in Wien, 1999. 1999-2004 tätig im damaligen ex-Rockhaus/Planet Music. 2005 bis 2012 Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in St. Pölten. 2007 bis 2010 FH-Studium Media- und Kommunikation inkl. Praktikum in Holland. Beruflich seit 2010 selbständig mit redaktionellen und werblichen Texten. 2013 bis August 2014 glücklich lebend in Wien. September 2014 bis Februar 2015 als digitale Nomadin in Kalifornien unterwegs.

 

Reinhard Nadrchal, * und aufgewachsen im Weinviertel, Studium Biologie an der Universität Wien. MAAT-Artio (Lehrgang für künstlerische Fotografie) LIK Akademie für Foto und Design. Ausstellungen: Kunst und Kultur in Staatz (Gruppenausstellung 2013 & 2014), ToA Altes Rathaus Zistersdorf 2014.

www.egami.at

 

René Oberholzer, * 1963 in St. Gallen, lebt und arbeitet seit 1987 als Sekundarlehrer, Autor und Performer in Wil/Schweiz. Schreibt seit 1986 Lyrik, seit 1991 auch Prosa. Zahlreiche Auftritte, Lesungen und Veröffentlichungen. www.reneoberholzer.ch

 

Isabel M. Ortega Rion, * 1955 in Tarragona. Sie studierte Psychologie und Philosophie und arbeitet als Mittelschulprofessorin für katalanische Sprache. Sie veröffentlichte mehrere Lyrikbände; für Enfilall erhielt sie 2002 den Literaturpreis Comas i Maduell. Ihr viertes Buch, Medusa, aus dem die hier übersetzten Gedichte stammen, erschien 2013.

 

Robert Petschinka, * 1956 in Großmugl, NÖ, arbeitete als Betriebsleiter und Arbeitstechniker in der Bekleidungsindustire, wandte sich 1987 ganz dem künstlerischen Arbeitsbereich zu; Lehrer an einer Berufsschule und Landesjugendheim. Zeichnet, mal, führt Schul- und Kulturprojekte durch.    www.petschinka.at

 

Karlheinz Pichler, * 1956 in Feldkirch (A), Studium Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Arbeitet und lebt als Autor, Kurator, Kunstkritiker und Journalist in Zürich. Zahlreiche Publikationen in Büchern, Anthologien, Kunstkatalogen, Zeitungen und Zeitschriften sowie Web. Preise: Lyrikpreis "Klopfzeichen" (A). Mitgliedschaften: Literatur Vorarlberg, ZSV (Zürcher und Ostschweizer SchriftstellerInnen-Verband, Vorstandsmitglied).

 

Gerrit Reinmüller, Mag., MA, * 1978 in der Steiermark geboren. Studium zur Konferenzdolmetscherin und Übersetzerin in Österreich und den USA. Arbeitete zunächst als Übersetzerin in San Francisco, verbrachte danach fünf Jahre in Kolumbien, wo sie im Menschenrechtsbereich tätig war. Lebt und arbeitet derzeit in Wien.

 

Birgit Rivero, * 1953 in Schärding, Oberösterreich. Dolmetschstudium an der Universität Wien, bis vor kurzem Spanischlektorin an der Wirtschaftsuniversität Wien, jetzt in Pension. Mehrere Kinderbücher im Obelisk-Verlag veröffentlicht, Gedichte in diversen Zeitschriften. Wohnhaft in Wien.

Wilhelm Schramm, * 1952 in Itzgrund, Deutschland, lebt in Bludenz, Vorarlberg. Büchermacher, Künstler und Galerist.
www.wilhelmschramm.com 

Suse Schröder, *1984 in Königs Wusterhausen, lebt seit Jahren in Berlin Neukölln. Vor, während und nach dem Studium der Kulturwissenschaften und Geschlechterforschung schrieb und schreibt sie Kurzprosa und Lyrik, allein und in Gruppen. Ein Roman ist in Planung. Aktuell sammelt sie Erfahrungen auf Lesebühnen, u.a. beim Linus Slam sowie bei Protestgrübchen, einer FrauenLesbenTransbühne.

 

Bernhard Schwarzwald, * 1974, lebt in Salzburg. Hat eine Ausbildung als Bildhauer und Restaurator und illustriert nebenberuflich Bücher für Kinder und Erwachsene.

 

Gustav Schwedinger, * 1960 in Heidelberg; lebt in München und Wien. 

 

Wolfgang Straßnig, Prof., * 1944, Lyriker. Kindheit auf einem Bauernhof in der Steiermark. Eine Übersiedlung führte ins Milieu der Bergleute und Industriearbeiter. Fühlt sich schon als Jugendlicher stark zu den Künsten hingezogen. Studiert in der Folge an den Musikhochschulen in Graz und Hamburg. In dieser Zeit entstehen erste Gedichte. Danach Lehrtätigkeit und Konzerte, Lesungen. 1976 Reise nach Afghanistan. Lebt und arbeitet in der Nähe von Graz.

 

Robert Svoboda, * 1959 in Wien-Alsergrund geboren, aufgewachsen in Favoriten, Lehrzeit in Heiligenstadt danach wohnhaft in Margareten und Neubau, unterrichtet an der Universität für angewandte Kunst in Wien Innere Stadt, lebt in Brunn am Gebirge, an der Peripherie Wiens. Reisen nach Simmering, Leopoldstadt, Hernals und Ottakring, der Geburtsstätte seines Vaters. Bildender Künstler, Handbuchdrucker, Galerist (Kunstraum Arcade, Mödling; gemeinsam mit seiner Frau Helga Cmelka). www.artprint.at 

 

Desislava Unger, Mag., *1980 in Sofia/Bulgarien, studierte Malerei an der Nationalakademie für bildende Kunst, Sofia und leb t seit 2005 in Wien, wo sie das Studium "Freie Grafik" an der Universität für angewandte Kunst absolvierte. www.desislavaunger.com

 

Ilona Daniela Weigel, *1982 in Böblingen, Studium der Rechtswissenschaft (Schwerpunkt: Strafrecht/Kriminologie) an der Universität Tübingen. Mitglied im Bundesverband junger Autoren und in der IGdA e.V., aktiv in der Tübinger Literaturwerkstatt.

 

Waltraud Zechmeister, * 1958 in Wien. Von 1976 bis 1980 Studium der Germanistik und Romanistik für das Lehramt und ab dem Schuljahr 1985/86 Unterrichtstätigkeit am BORG 1. Im September 2008 Ausbildung zur ganzheitlichen Kunsttherapeutin. Zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien.   www.waltraud-zechmeister.at 

 

 

 

 

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Umschlag nach einer Originalgrafik von Robert Petschnika. 

 

Althea Müller: Die eigene Wäsche

Lesung von Althea Müller ihres Beitrags in der Ausgabe # 20, Erholung. Da sie bei der Präsentation dieser Ausgabe am 17.12.2014 in der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten nicht dabei sein kann, sandte sie uns ein Video, das wir gerne publizieren.

Youtube Kanal des Driesch Verlags

 

 


Anmerkungen zum Begriff „Erholung“:

 

Als Erholung, Regeneration oder Rekreation versteht man die Rückgewinnung verbrauchter Kräfte und Wiederherstellen der Leistungsfähigkeit.

Wikipedia


Körperliche Erholung: Regeneration, Erfrischung – Geistige Erholung

 

Natur: Wachsen, Absterben; Jahreszeiten

 

Erneuerung

 

Pause

 

Ruhe – Ruhen – Entspannung

 
Die Gewalt der Industriegesellschaft wirkt in den Menschen ein für allemal. Die Produkte der Kulturindustrie können darauf rechnen, selbst im Zustand der Zerstreuung alert konsumiert zu werden. Aber ein jegliches ist ein Modell der ökonomischen Riesenmaschinerie, die alle von Anfang an, bei der Arbeit und der ihr ähnlichen Erholung, in Atem hält. Jedem beliebigen Tonfilm, jeder beliebigen Radiosendung läßt sich entnehmen, was keiner einzelnen, sondern allen zusammen in der Gesellschaft als Wirkung zuzuschreiben wäre. Unweigerlich reproduziert jede einzelne Manifestation der Kulturindustrie die Menschen als das, wozu die ganze sie gemacht hat. Darüber, daß der Prozeß der einfachen Reproduktion des Geistes ja nicht in die erweiterte hineinführe, wachen alle seine Agenten, vom producer bis zu den Frauenvereinen.
Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung: Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug.

Stundenplan. – Weniges unterscheidet die Lebensweise, die dem Intellektuellen anstünde, so tief von der des Bürgers, wie daß jener die Alternative von Arbeit und Vergnügen nicht anerkennt. Arbeit, die nicht, um der Realität gerecht werden zu können, erst ihrem Subjekt all das Böse antun muß, das sie nachher den andern antun soll, ist Lust noch in der verzweifelten Anstrengung. Die Freiheit, die sie meint, ist dieselbe, welche die bürgerliche Gesellschaft einzig der Erholung vorbehält und durch solche Reglementierung zugleich zurücknimmt. Umgekehrt ist dem, der von Freiheit weiß, alles von dieser Gesellschaft tolerierte Vergnügen unerträglich, und außerhalb seiner Arbeit, die freilich einschließt, was die Bürger als »Kultur« auf den Feierabend verlegen, mag er auf keine Ersatzlust sich einlassen. Work while you work, play while you play – das zählt zu den Grundregeln der repressiven Selbstdisziplin.
Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Stundenplan.

Spengler weiß wenig von den Bedingungen der Produktion zu sagen, die es dahin gebracht haben. Um so genauer aber sieht er dafür den Bewußtseinszustand, der die Massen außerhalb des eigentlichen Produktionsprozesses, in den sie eingespannt sind, ergreift: jene Phänomene, die man als solche der »Freizeit« zu bezeichnen sich gewöhnt hat. »Die intellektuelle Spannung kennt nur noch eine, die spezifisch weltstädtische Form der Erholung: die Entspannung, die ›Zerstreuung‹. Das echte Spiel, die Lebensfreude, die Lust, der Rausch sind aus dem kosmischen Takte geboren und werden in ihrem Wesen gar nicht mehr begriffen. Aber die Ablösung intensivster praktischer Denkarbeit durch ihren Gegensatz, die mit Bewußtsein betriebene Trottelei, die Ablösung der geistigen Anspannung durch die körperliche des Sports, der körperlichen durch die sinnliche des ›Vergnügens‹ und die geistige der ›Aufregung‹ des Spiels und der Wette, der Ersatz der reinen Logik der täglichen Arbeit durch die mit Bewußtsein genossene Mystik – das kehrt in allen Weltstädten aller Zivilisationen wieder.«
Theodor W. Adorno: Kulturkritik und Gesellschaft I/II: Spengler nach dem Untergang.
 
 
Günther Anders

Sein ohne Zeit


Daß es »Zeitvertreibung« auch im »normalen Dasein« gibt, während der Freizeit-Intermezzos, wird niemand leugnen. Der geläufige Ausdruck »Zeitvertreib« weist ja darauf hin, daß wir durch das Spielen von Tätigkeit, also durch Spiele, die Zeit, die sonst zu stagnieren droht, fort-, mindestens vorwärtszutreiben suchen. Aber das tun wir doch, wird man einwenden, nur in der Freizeit — Ernst und Spiel sind schließlich säuberlich geschieden; während es eben den Ernst, mindestens die Misere und, gemessen an der Realität, die abstruse Irrealität des Estragonschen und Wladimirschen Lebens ausmache, daß sie die Zeit pausenlos in Gang halten, daß sie pausenlos spielen müssen. — Aber ist diese Unterscheidung zwischen ihnen und uns denn wirklich gerechtfertigt? Existiert denn wirklich noch eine erkennbare Grenzlinie zwischen unserem Ernst und unserem Spiel? —
Wir glauben nicht. Der jämmerliche Kampf, den die beiden um Scheintätigkeit führen, ist wohl nur deshalb so eindrucksvoll, weil er unser, also das Schicksal des Massenmenschen, abspiegelt. Einerseits hat sich nämlich heute die aller Zielsichtbarkeit beraubte maschinelle Arbeit von dem, was man illusionistisch »menschliche Handlung« nennt, so meilenweit entfernt, daß sie selbst zu einer Art von Scheintätigkeit geworden ist. »Wirkliche« Arbeit und scheinhafteste »Notstandsarbeit« unterscheiden sich weder strukturell noch psychologisch in irgendeinem Punkte. Anderseits ist der Mensch durch diese Art von Arbeit derart aus dem Gleichgewicht geraten, daß er sich nun gezwungen sieht, zur Equilibrierung, zur »Erholung« und zum »Zeitvertreib« das »Hobby« zu erfinden, also paradoxerweise gerade in seiner Freizeit scheinbar wirkliche Ziele zu setzen und die freie Zeit dadurch zu genießen, daß er spielend wirklich arbeitet... was er zum Beispiel durch ausdrücklichen Regreß in eine im Vergleich zur Geldverdienstarbeit obsolete Produktionsart bewerkstelligt, also in Form von Laubsäge- oder Schrebergartenarbeit. — Wenn ihn nicht die Gängelung der Alltagsarbeit sogar endgültig ruiniert, also der Fähigkeit beraubt hat, die Freizeitgestaltung, das »Spiel«, die »Vertreibung der Zeit«, selbst in die Hand zu nehmen, so daß er nun auf das Fließband des Radio angewiesen ist, damit die Zeit für ihn vertrieben werde. Beweiskräftiger aber als alle theoretischen Vergleiche oder als die Gleichung zwischen heutiger Tätigkeit und Untätigkeit ist die Tatsache, daß beides heute zugleich stattfindet, nämlich in den Millionen Heimen und Werkstätten, wo der Fluß von Arbeit und der der Radiosendung zu einem einzigen Fluß werden. Kurz: nur weil im heutigen Leben Arbeitszeit und Freizeit, Tätigkeit und Nichtstun, Ernst und Spiel so hoffnungslos ineinander verfilzt sind, wirkt auf uns der läppische Ernst, mit dem Estragon und Wladimir um den Schein von Tätigkeit ringen, so entsetzlich ernst und so phantastisch aktuell.

Aus: Günther Anders: Sein ohne Zeit. Zu Becketts Stück „En attendant Godot“; neue Schweizer Rundschau, Januar 1954 (Enthalten auch in: G. A.: Die Antiquiertheit des Menschen, München 1956:213-231


 
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